Nun habe ich ganze 2 Monate im Youth Center im Dorf Yumkar Samraong Muay für die Organisation PKO gearbeitet und schon ist heute mein letzter Arbeitstag. Einerseits macht es mich schon etwas traurig, heute Nachmittag von allen Kindern und Lehrpersonen Abschied nehmen zu müssen, mit dem Wissen, dass ich die meisten oder sogar alle nie wieder sehen werde. Und doch freue ich mich sehr auf den kommenden Monat in Kampong Chhnang, wo ich an 4 verschiedenen öffentlichen Schulen Englisch unterrichten werde.
Die Zeit im Youth Center war eine wunderbare Erfahrung. Ich habe vielfältige Eindrucke vom Leben der Kinder im Dorf, genauso aber auch vom Leben der Lehrpersonen erhalten. Ihr Alltag ist alles andere als einfach und sie sind täglich mit Problemen konfrontiert, die einem zur Verzweiflung bringen können. Seien es jetzt ein betrunkener Vater, ein drogenabhängiger Bruder, ein gestohlenes Motorbike oder ein viel zu kleines Einkommen. Trotzdem sind sie alle so unbeschreiblich fröhlich und wirken zufrieden - eine Kombination, die für mich noch immer unbegreiflich ist.
Gleichzeitig habe ich auch einen guten Einblick in die Organisation PKO erhalten, die in naher Zukunft sehr wahrscheinlich mit der Unterstützung von CO-OPERAID ein weiteres Projekt starten wird. Was das "Happy Education"-Projekt anbelangt, sieht die Zukunft allerdings nicht allzu vielversprechend aus: Seit 2005 wurde das Projekt hauptsächlich von einem grossen spanischen Sponsor, Intervida, finanziert. Dieser hat inzwischen jedoch seine Strategie bezüglich der Geldvergabe geändert, sodass das "Happy Education"-Projekt künftig nicht mehr unterstützt wird. Noch immer hat PKO keinen Ersatz für Intervida gefunden und die Zeit läuft langsam davon. Das "Happy Education"-Projekt ist das grösste und am längsten andauernde Projekt von PKO und allen hier ist bewusst, wie gross dessen Bedeutung ist. Auch ich selbst wünsche mir von ganzem Herzen, dass die 4 Youth Centers weiterhin bestehen werden, denn ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie der kleine Chan, Reasmey, Sokly und all die anderen Kinder ihre Zeit wohl ohne das Youth Center verbringen werden. Um die Projektkosten zu senken, hat PKO inzwischen die Idee gehabt, künftig mit Volunteers als Lehrkräften zu arbeiten. Dabei handelt es sich um junge KambodschanerInnen, die jeweils während ungefähr 3 Monaten in den Youth Centers unterrichten. Sie werden zuvor von PKO bezüglich des Unterrichtens geschult und erhalten nach ihrer Arbeit ein Zertifikat, das ihnen für ihre weitere Karierre von Nutzen sein kann. Die Lösung ist zwar nicht ideal, schliesslich gehen somit zahlreiche Arbeitsplätze für die Lehrpersonen verloren, doch mit dem gesparten Geld können die Youth Centers mit Sicherheit auch ohne Sponsor noch eine Weile weiterbestehen und die Kinder sind somit zumindest temporär gut aufgehoben. So oder so geht die Suche nach einem neuen Sponsor weiter und ich drücke PKO ganz fest die Daumen.
Morgen mache ich mich also auf den Weg in die Provinz Kampong Chhnang, die 4 Busstunden südlich von Battambang liegt. Dort werde ich Teil des Projekts "Ches Pi Rien" sein, das CO-OPERAID zusammen mit der lokalen Partnerorganisation Sofdec auf die Beine gestellt hat. Ich bin gespannt, was mich erwartet und werde mich natürlich auf jeden Fall wieder bei Euch, liebe Leserschaft, melden.
Anna Bugmann
Die Autorin Anna Bugmann unterstützte von Januar 2014 bis März 2014 unser Schulbildungsprojekt in Kambodscha als freiwillige Englischlehrerin.