Die Forschungsgruppe der Uni Freiburg mit den drei Studentinnen Leandra Misteli, Olivia Fiechter und Veronique Blanchard arbeitete seit dem 22. Juni 2009 rund einen Monat lang zum Thema «Chancen und Perspektiven von kenianischen Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt» in unserem Berufsbildungs-Projekt in Kenia. Gleichzeitig berichtete sie über ihre Erfahrungen.
«Unsere Feldphase hier in Kenia neigt sich nun langsam aber sicher dem Ende zu. Für uns wird es somit Zeit, die letzten 30 Tage Revue passieren zu lassen. Während unseres Aufenthaltes haben wir viele spannende Sachen erlebt. Dank unserer Arbeit mit den Jugendlichen haben wir einen tiefen Einblick in die Kultur und das Land erhalten. Durch die Interviews erfuhren wir, dass die Leute hier mit vielen Problemen konfrontiert sind, die wir aus unserer Kultur kaum kennen. Nahrungsmittelkrise, Tribalismus (Rassismus gegenüber verschiedener ethischer Minderheiten), gewalttätige Ausschreitungen und Vertreibungen während den letzten Wahlen, Armut, Hunger und so weiter prägen den Alltag vieler Jugendlicher in Kenia.
Die Projekte von CO-OPERAID und HMDS versuchen genau diese Probleme aufzugreifen und verschieden zu thematisieren und beheben. Es ist interessant zu sehen, mit wie wenig man hier etwas bewirken kann. Einige Beispiele sollen dies kurz erläutern:
- Durch die Bereitstellung von Materialien und Maschinen, z.B. eine Nähmaschine, Stoff, Schere und Faden, kann sich eine Person selbstständig machen und damit sich und die ganze Familie ernähren. Oftmals profitiert auch noch die Verwandtschaft davon.
- Durch eine Hand voll motivierter Jugendlicher kann ein grosser Teil der Bevölkerung auf Themen wie HIV/Aids aufmerksam gemacht und über Ansteckung und Verhütung aufgeklärt werden. Wir konnten mehrmals live dabei sein, wie Jugendgruppen (Bsp. TEARS, Genesis) auf der Strasse durch Gesang und Tanz viele Leute zum Stehenbleiben und Zuhören gebracht haben. Ein solch lebendiges Spektakel ist unbeschreiblich.
- Durch die Instandhaltung von Berufsschulen (Youth Polytechnics) wird vielen Jugendlichen eine Möglichkeit zur Ausbildung geboten. Diejenigen Familien, welche sich eine Sekundarschule oder Universität nicht leisten können, finden am Youth Polytechnic eine billigere aber dennoch gute Alternative. Oftmals genügt die Bereitstellung von Büchern, Computern, Stühlen und weiteren Dingen, die für uns als selbstverständlich gelten.
Während unseres Aufenthaltes in Kenia haben wir einen tiefen Einblick in diverse Projekte erhalten und viele Schulen besucht. HMDS, Die Partnerorganisation von CO-OPERAID, hat sich alle Mühe gegeben, uns alles zu zeigen und uns unsere Arbeit leichter zu machen. Es ist unglaublich wie sehr das HMDS-Team für seine Arbeit lebt. Es gibt hier keine Arbeitszeiten; es wird gearbeitet, so lange es Arbeit gibt. 8 Stunden-Tage sind die Ausnahme. Oftmals kamen Mitglieder des Teams erst spät abends von den Schulbesuchen (Bsp. HIV/Aids-Aufklärungskampagnen, Lieferung von Schulmaterial...) nach Hause. Zusätzlich waren sie an den Wochenenden hier. Wir haben uns manchmal gefragt, ob sie ihre eigenen Familien überhaupt noch zu Gesicht bekommen. Aber dennoch scheinen alle ihre Arbeit gerne zu machen und sind sehr motiviert, als zusätzliche Arbeit auch noch uns zu betreuen. Dafür sind wir sehr dankbar.
Nach getaner Arbeit und einer sehr interessanten, spannenden und aufschlussreichen Zeit hier in Nakuru werden wir das Land nun auch noch auf touristische Weise erkunden.»
Leandra Misteli, Olivia Fiechter und Veronique Blanchard, Studentinnen der Forschungsgruppe Uni Freiburg