«Gerne berichte ich über meine Eindrücke und Einschätzungen, die ich während meines dreitägigen Projektbesuchs gesammelt habe. Mit Gladys, John und Joel (von Reach the Child, dem lokalen Projektpartner von CO-OPERAID) hatte ich sehr kompetente ‹Reiseleiter›. Man spürte, dass diese drei ihre Aufgabe sehr pflichtbewusst ausüben. Sie haben einen guten Draht zu den Direkt-Betroffenen und nehmen sich viel Zeit für gemeinsame Gespräche.
Ein Kinderhaushalt in Lugando
Auf meiner Reise habe ich in Lugando Halt gemacht und die drei Geschwister Galiwango, Nansubuga und Najja besucht. Beeindruckend, wie diese Kinder ihren Alltag meistern! Stolz haben sie mich durch ihr neues Haus geführt. Die Kinder, besonders die kleine Najja, steckten mich durch ihre Fröhlichkeit regelrecht an. Sie freuten sich sehr über die Sachen – Zahnbürsten, Salben, Esswaren, Süssigkeiten – die Gladys ihnen mitgebracht hatte und bedankten sich mehrmals. Die Kinder haben heute ein lebenswertes Leben, was stark der Hilfe der Frauengruppe zu verdanken ist. Die Kinder können im Kreise dieser Gruppe ihre Mahlzeiten geniessen, werden mit Schulmaterial und Kleider eingedeckt, lernen ihre kleine Farm zu managen und zu bearbeiten. Zudem stellte ich fest, dass sie auch die Liebe und Wärme erhalten, die für Kinder in diesem Alter unentbehrlich sind. Später sah ich die Bilder dieses Kinderhaushalts vor zwei Jahren und erschrak. Die Kinder waren nicht wieder zu erkennen. Ein toller Erfolg für CO-OPERAID!
Die Arbeit der Frauengruppen
Die verschiedenen Frauengruppen geben den zahlreichen Kinderhaushalten neue Hoffnung. Die Frauen kennen Aids oftmals aus ihren eigenen Familien. Dennoch, oder gerade deswegen, unterstützen sie Waisenkinder und sind für sie da. Sie sorgen für das tägliche Wohl und fördern die Schulbildung. Als Gegenleistung erhalten die Gruppen ein Startkapital – Hühner, Kühe, Schweine, Ziegen oder auch Pflanzen. Es war eindrücklich und faszinierend, was gewisse Frauengruppen in kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Ihr Leben scheint durch dieses Projekt sehr bereichert geworden zu sein. Mit Stolz haben mir die Frauen ihre Farmen oder Plantagen gezeigt. Die Zahl der Tiere hat sich meist vervielfacht. In einigen Gruppen werden Matten und Körbe hergestellt, auch mit Hilfe der Waisenkinder. Die Frauen finden nebst der bewundernswerten Arbeit auch noch Zeit und Energie um andere Frauen zu besuchen und durch ihre Tänze und Gesänge Aufklärungsarbeit zu leisten.
Hühnerzucht mit einem Mikrokredit
Unterstützt werden auch Einzelpersonen. Eine Frau, die ihren Ehemann verloren hat und nun nebst ihren eigenen Kindern acht Waisenkinder betreut, hat mich sehr beeindruckt. Sie hat durch das Projekt ein Startkapital von ein paar Hühnern bekommen. Die Hühnerzucht war für sie Neuland. Doch sie wollte es versuchen. Inzwischen hält sie über 200 Hühner. In Eigenregie hat sie sogar eine «Hühnerschule» gegründet, in der sie interessierte Frauen für ein kleines Entgeld in die Kunst der Hühnerhaltung einführt. Das Schulgeld für ihre und die aufgenommenen Kinder kann sie ohne Probleme bezahlen.
Diese Frau war voller Stolz und Zufriedenheit. Sie sagte mir, dass sie mich (beziehungsweise CO-OPERAID) so gerne hochheben und durch die Luft wirbeln möchte, so dankbar sei sie für diese Hilfe. Durch dieses Projekt habe sie den Sinn und die Lust am Leben zurück gewonnen.
HIV/Aids-Prävention eines Counsellor Clubs in der Kayayumbe-Schule
Etwa 40 Kinder der fünften bis siebten Primarklasse, grösstenteils Mädchen, boten für mich ihr Können in Form von Tänzen, Gedichten und Liedern dar. Die Aufführung war sehr informativ und eindrücklich. Die Kinder wissen ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. Ich denke, dass durch Auftritte solcher Gruppen die notwendige Aufklärung bezüglich HIV/Aids auf eine leicht verständliche und anschauliche Art gelingt.
Fazit: Hilfe ist möglich
Während der Reise durch Rakai habe ich erfahren, dass es doch möglich ist, Entwicklungshilfe zu leisten, welche die Menschen langfristig weiterbringt. Dies ist nicht zuletzt auch den Menschen in Rakai selber zu verdanken. Sie sind bereit, zur Entwicklung ihrer Region beizutragen und gewohnt, hart zu arbeiten.
Uganda ist kein verlorenes Land, sondern ein Land voller Hoffnungen. Doch für die Entwicklung braucht Uganda Unterstützung! Auf meine Unterstützung kann CO-OPERAID jederzeit zählen.»
Claudia Derungs