Sie selber konnte keinen Kindergarten besuchen. Mit Hilfe eines CO-OPERAID-Stipendiums will Ladny Sisomphou, Angehörige der Katang aus Laos, nun aber Kindergärtnerin werden. Die junge Generation solle bessere Bildungschancen antreffen, findet sie.
Die ethnische Minderheit der Katang lebt überwiegend im Süden von Laos, im Grenzgebiet zu Vietnam, wo auch Ladny’s abgelegenes und unterentwickeltes Heimatdorf liegt. Sie wächst mit sechs Geschwistern auf und hat das Glück, eine Primarschule besuchen zu können, wo sie Laotisch lernt. Ihre Familie gehört zu den Ärmsten im Dorf. Ihre Mutter stirbt 2017. Der Vater verdient als Reisbauer und Gelegenheitsarbeiter auf dem Bau gerade mal 500 Franken im Jahr. Auch ihre älteren Geschwister müssen in der Landwirtschaft mitarbeiten. Ladny schätzt sich glücklich, dass sie in der Stadt Savannakhet studieren darf. Die Familie setzt grosse Hoffnungen in sie.
Talents-Programm schützt vor Menschenhandel
Je ärmer und schlechter informiert die Dorfbewohner, umso grösser ist die Gefahr des Menschenhandels (human trafficking). Auch die Katang werden von der laotischen Regierung zu den besonders gefährdeten Gruppen gezählt. Insbesondere junge Menschen locken die Verbrecherbanden mit falschen Versprechen in die reicheren Nachbarländer – meist Thailand oder Vietnam. Dort droht ihnen schlimmste Ausbeutung: in einer Fabrik, als Haushaltshilfe bei einer wohlhabenden Familie oder sogar als Zwangsprostituierte in einem Amüsierlokal. Kaum jemand kennt seine Rechte, weiss um Hilfsangebote, und hat das Selbstverständnis, etwas für sich einzufordern.
Für Ladny zeigt sich zum Glück ein anderer Weg. Sie kommt mit der NGO Sengsavang in Kontakt. Die laotische Partnerorganisation von CO-OPERAID betreibt ein Frauenzentrum für Betroffene von Menschenhandel und leistet Aufklärung unter Risikogruppen. Mit Stipendien im Rahmen des Talents-Programms bietet sie zudem einigen Jugendlichen eine handfeste Alternative. Ladny bewirbt sich erfolgreich für ein Stipendium und studiert heute am nationalen Kindergarten-Seminar von Savannakhet.
Die "Freiwilligen" des laotischen Bildungssystems
Auf dem Land sind Kindergärten in Laos selten. Falls es sie aber gibt, befindet sich der Unterricht auf tiefem Niveau. Am Kindergarten und in der Primarschule gehören Lehrpersonen häufig zu anderen Volksgruppen und sprechen die lokale Sprache nicht. Schulmaterial in der Sprache der Katang gibt es kaum. Ladny wird als Pädagogin im frühkindlichen Bereich also dringend gebraucht.
Der chronisch unterfinanzierte laotische Staat kann sich aber kaum neue Lehrpersonen leisten. So unterrichten viele junge Lehrpersonen als «Freiwillige» an ihrer Schule. Sie werden nächstens offiziell angestellt, wird ihnen gesagt, sie müssten aber noch warten. Sie warten oft jahrelang. Die Lehrer-KollegInnen, die Familie und ein Landwirtschafts-Feld neben der Schule helfen ihnen, sich über Wasser zu halten.
Auch Ladny kennt diese Situation und blickt ihr sorgenvoll entgegen. Ein Vorteil für sie könnte sein, dass Laos seinen grossen Mangel an Lehrpersonen aus ethnischen Minderheiten ausdrücklich beheben will. Wie weit diese Absicht auch umgesetzt wird, muss sich weisen. Ladny konzentriert sich derweil auf das, was sie beeinflussen kann: ihren bevorstehenden Abschluss. Und lässt sich die Zuversicht nicht nehmen, dass die Kinder der Katang bald Zugang zu einer frühkindlichen Erziehung im Kindergarten haben werden.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern für die Unterstützung des Talents-Programm zur Förderung von sozial benachteiligten Jugendlichen in Bangladesch, Kambodscha und Laos! Durch Ihre Hilfe wird es möglich, dass junge Menschen wie Ladny einen neuen Lebensweg einschlagen.
Rashid Abed, Fundraising-Manager und Projektleiter von Talents
abed(at)co-operaid.ch