«Ich bin im Dorf Padere-Winam, im ländlichen Distrikt Zombo, Uganda, aufgewachsen und gehöre dem Stamm der Alur an. Meine Mutter war ursprünglich Lehrerin und mein Vater Sozialarbeiter. Noch vor meiner Geburt erkrankte meine Mutter an Brustkrebs und musste ihren Beruf aufgeben. Mein Vater hatte auswärts gearbeitet, kehrte nun aber ins Dorf zurück, wo er Bauer wurde. So bin ich in einfachen Verhältnissen aufgewachsen.
Meine Eltern haben Bildung immer unterstützt – nicht nur die meines Bruders, sondern auch meine. Meine Mutter hat mich immer ermutigt und mein Vater war einer der wenigen Alur-Männer, die auf ihre Tochter so stolz sind wie auf einen Sohn. In den unteren Klassen der Primarschule waren wir noch viele Mädchen. Nach und nach brachen aber alle meine Kameradinnen die Schule ab. In der Sekundarschule gab es dann nur noch ein Mädchen, das war ich.
Einen Monat, bevor ich die Sekundarschule abschloss, starb leider meine Mutter. Ein Jahr zuvor war schon mein Bruder gestorben. Es war eine sehr traurige und schwierige Zeit. Ich blieb aber entschlossen, alle Hindernisse zu überwinden und in der Hauptstadt Kampala Sozialarbeit zu studieren. Mein Onkel unterstützte mich finanziell. Zusätzlich habe ich Geld mit Gelegenheitsarbeit verdient. Mein Studienfach habe ich gewählt, weil ich die Tätigkeit meines Vaters bewunderte und mich wie er für die Gemeindeentwicklung einsetzen wollte.
Seit dem Jahr 2008 arbeite ich für die lokale NGO Ceford im Distrikt Zombo. Meine Arbeit liebe ich sehr. Wir NGO-Mitarbeitenden gehen respektvoll und gleichberechtigt miteinander um. Wir sind wie eine Familie. In der Projektumsetzung mit den Gemeinden wenden wir partizipative Methoden an. Ich habe so viel gelernt und mir Wissen in der Bildung, Landwirtschaft und Medizin angeeignet. Am Wichtigsten ist aber, dass ich dazu beitragen kann, den Lebensstandard vieler Familien zu entwickeln.
Meine eigene Vergangenheit ist sehr wichtig für meine Arbeit. Für diejenigen, die wissen, woher ich komme, bin ich ein Vorbild. Ich habe heute eine eigene Familie, die ich durch meine Arbeit ernähren kann. Ich konnte sogar eine kleine ländliche Primarschule mit Kindergarten eröffnen. Besonders die Unterstützung der Mädchenbildung ist mir wichtig. Zwar gibt es heute mehr Mädchen in höheren Bildungsstufen als zu meiner Schulzeit. Aber immer noch haben Mädchen und Frauen sehr viele Haushaltspflichten. Ich bin aber überzeugt, dass die Zukunft Geschlechtergleichheit in der Bildung bringen wird. Wir werden in unseren ländlichen Gemeinden noch viele positive Veränderungen sehen, da sich die Denkweise der Menschen langsam ändert.»
Juliet Joy Pirango, Sozialarbeiterin Hilfswerk Ceford, Uganda
(siehe auch: Projekt Salongo Pi Somo, Projekt Aradu Pi Fur)