CO-OPERAID fördert mit seinen Projekten schulische Institutionen in strukturschwachen Regionen, wie die ZVTC Berufschule in Mukono. Lohnt sich diese Investition? Ist diese Hilfe nachhaltig? Zum Anlass des 40 Jahre-Jubiläums von CO-OPERAID im Jahr 2021 blicken wir auf das im Jahr 2005 abgeschlossene Projekt zurück.
Alles begann 1990 unter einem Baum in Mukono, Uganda. Hier startete der Lehrer Stanley Magala einen Schreinerkurs für jugendliche Schulabbrecher - Aidswaisen, Strassen-Jugendliche und andere Unterprivilegierte. "Ich hatte Mitleid mit ihnen und wollte etwas unternehmen", erinnert er sich. Als passionierter Pfadfinder überzeugte er das Fähnlein von Mukono, die Kurse unter der Obhut ihrer Organisation durchzuführen. So bescheiden dieser Anfang ist, enthält er doch den Kern, ohne den ein Projekt der Entwicklungszusammenarbeit kaum je erfolgreich verlaufen wird: eine lokale Initiative, die von engagierten Einheimischen getragen wird.
Unterstützung einer Schweizer Partnerschaft
Hans Diener aus Zollikon bei Zürich, Entwicklungsexperte und ebenfalls Pfadfinder, wurde auf die Initiative aufmerksam und mobilisierte erste Unterstützung. Durch seine Vermittlung kam es ab 1996 zur Beteiligung von CO-OPERAID und in der Folge einer Schweizer Partnerschaft von Geberorganisationen. In den kommenden 8 ½ Jahren wurden rund CHF 800’000 in das Projekt investiert. Es wurden eine Schule mit Internat gebaut und ausgestattet, ihr Betrieb finanziert und später Geschäftszweige angestossen, welche die weitere Finanzierung sichern sollten. Das Zollikon Vocational Training Centre (ZVTC) war geboren. Hat sich diese Investition gelohnt? Wie sieht der Erfolg des Projekts rund 25 Jahre nach dem Start aus?
Eine etablierte Berufsschule
Das zentrale Resultat ist erfreulich. Die Schule hat sich als Bildungsinstitution etabliert und zahlreichen Jugendlichen den Weg in ein gesichertes Leben geebnet. Sie ist heute eine national anerkannte Berufsschule mit 23 Angestellten (17 Lehrpersonen). Jährlich werden am ZVTC zwischen 100 und 150 Schüler/innen ausgebildet. Seit dem Start haben rund 2‘300 Jugendliche einen Kurs abgeschlossen. Angeboten werden Lehrgänge in Schreinerei, Schneiderei, Bauwesen, Catering/Hotelmanagement, Computeranwendung, Elektroinstallation, Fahrzeug-Mechanik und Frisieren/Schönheitspflege. "Über 85 Prozent unserer Student/innen finden Beschäftigungsmöglichkeiten. Die meisten von ihnen werden selbständig", erklärt der heute 60jährige Stanley Magala, der noch immer Direktor der Schule ist. Diese Jugendlichen haben einen Platz in der Gesellschaft gefunden und bauen sich ein vergleichsweise sicheres Leben auf.
Die wirtschaftliche Situation der Schule sieht weniger glänzend aus. "Unsere Einnahmen reichen, um den Betrieb zu führen", sagt Stanley Magala, "aber wir können nicht investieren". Die jährlichen laufenden Kosten inklusive Löhne von CHF 18‘000-20‘000 deckt das ZVTC vor allem durch Schulgebühren. Diese betragen zwischen CHF 60 und 145 pro Semester, je nachdem, ob Verpflegung und Internat enthalten sind. Sporadisch finden sich Sponsoren, welche die Gebühren für eine Anzahl Student/innen übernehmen. Von Regierungsseite wird die Schule nicht unterstützt.
Die Ansätze zur Geschäftstätigkeit, damit Einkommen für die Schule erzielt wird, blieben erfolglos. Eine Hühnerfarm mit 500 Legehennen, eine Schweinezucht, ein Transportgeschäft mit einem Lastwagen sowie ein Verkaufsgeschäft in der nahen Stadt wurden alle wieder eingestellt. Übrig geblieben sind die Möbelproduktion der Schreinerei und Sekretariats-Dienstleistungen für Externe. Beides zusammen trägt dem ZVTC rund CHF 3‘000 jährlich ein.
Ein Platz in der Gesellschaft
Es sind hohe Anforderungen, welche Bildungsinstitutionen in Ländern erfüllen müssen, in denen der Bildungssektor kaum vom Staat und der Wirtschaft getragen wird. Sie sollen auf gutem Niveau ausbilden und sich zusätzlich selber finanzieren, also Gewinne erwirtschaften, welche Investitionen ermöglichen. Welche Schweizer Berufsschule würde diesen Anforderungen Stand halten? Auch wenn die Geschäftsversuche gescheitert sind, hat die lokale Trägerschaft doch Beachtliches geleistet. Stanley Magala als Herz der Schule, unterstützt vom Vorstand, mobilisiert und wirbt in der Region seit den 90er Jahren für die Berufsbildung. Er tritt an öffentlichen Anlässen auf, trifft Eltern und Gemeinden, pflegt das Netzwerk zu Organisationen und öffentlichen Stellen. Er hat die Schule durch alle Schwierigkeiten geführt und mit einer zunehmenden Zahl von erfolgreichen Abgänger/innen Vorbilder für die Jugend geschaffen.
Das ZVTC ist heute eine ugandische Berufsschule mit ihren Mängeln, aber dennoch zweifellos eine sehr wertvolle Institution. Stanley Magala selber sieht die Reise des ZVTC so: "Wir hatten einen Traum und er wurde Realität. Die ausgebildeten Jugendlichen haben ihren Platz in der Gesellschaft gefunden: sie arbeiten, haben Familien, sind vollwertige und respektierte Bürger/innen. Das ist unser grösster Erfolg".
Stärkung schulischer Institutionen: CO-OPERAID stärkt mit seinen Projekten schulische Institutionen in strukturschwachen Regionen. Wir ermöglichen bessere Infrastruktur und Ausrüstung und fördern Planung, Management und Qualität des Unterrichts. Bei fehlenden Angeboten, etwa dem Fehlen von Möglichkeiten, einen Beruf zu erlernen, stösst CO-OPERAID Bildungseinrichtungen an, wie das ZVTC in Uganda.
Video zur Nachhaltigkeit der Berufskurse von CO-OPERAID an der Berufsschule von Mukono, Uganda
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