Der Konflikt in den Chittagong Hill Tracts von Bangladesch geht im Kern auf die Kolonialzeit zurück. Nach dem Fall des britischen Kolonialreichs wurde das Gebiet dem damaligen Ostpakistan und heutigen Bangladesch zugeschlagen - eine Entscheidung, die für unzählige indigene Menschen der Bergregion bis heute Vertreibung, Flucht und Tod bedeutet. Der bengalische Chauvinismus gepaart mit islamischem Fundamentalismus führt zu anhaltender Verdrängung und Gewalt gegen die Indigenen. Das Vorgehen des Militärs in den 80er und 90er Jahren (während des Bürgerkriegs gegen eine Guerilla der Indigenen) hat die Gesellschaft für bedrohte Völker als Völkermord eingestuft.
Das heutige Vorgehen ist subtiler, wobei ein Trend zur "touristischen Entwicklung" eingesetzt hat, nachdem die Bergregion für den Tourismus interessant wird: Land wird illegal von den Indigenen "erworben", ihre Dörfer werden plattgewalzt, die Bewohner/innen unter Gewaltanwendung vertrieben, und touristische Infrastruktur wird erstellt. Gewalt von der Vergewaltigung bis zum Mord, durch das massive Aufgebot von Militär, Polizei und Geheimdienst selbst ausgeführt oder gedeckt, bleibt zumeist ungestraft. So passiert in den Chittagong Hill Tracts eine schleichende Vernichtung, von der niemand weiss, während aller Augen auf die Rohingya gerichtet sind.
"Im Land unserer Väter werden wir wie Fremde behandelt", sagt der Projektleiter von CO-OPERAID's Berufsbildungsprojekt in Thanchi, der mehrmals pro Woche mit dem Motorrad zwischen dem Projektort und der Distrikthauptstadt Bandarban hin und her fährt, dabei die gleichen militärischen Checkpoints mit den gleichen Soldaten passieren muss, und regelmässig angehalten und durchsucht wird. Verunsicherung, Repression und konstante, latente Bedrohung, die jederzeit in Gewalt umschlagen kann, vor allem auch gegen Frauen und Mädchen (siehe Bericht "marginalisation and impunity") sind Teil einer perfiden Strategie gegen die Indigenen. "Wo werden unsere Kinder leben können?" fragt Projektleiter Mong Wai wie die gesamte junge Generation, die keinen Ausweg sieht und für deren Schicksal sich niemand zu interessieren scheint.
Quellen dazu:
Bangladeschs vergessener Genozid an den Jumma
Interview der Deutschen Welle mit Ulrich Delius, Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), 2017
Bangladesch: Indigene Völker der Chittagong Hill Tracts hoffen auf Umsetzung des Friedensabkommens
Hintergrundartikel der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)