«Mein Name ist Piseth Moth. Ich wurde 1980 im Dorf Trongel in der Provinz Kampong Chhnang geboren, ein Jahr nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer in Kambodscha. Mein Vater war vor dem Terrorregime Primarlehrer und meine Mutter Bäuerin. Sie wurden von den Roten Khmer verheiratet, ohne dass sie sich kannten.
Ich trat mit 6 Jahren in die Primarschule ein. Die Schulen, welche die Roten Khmer nicht zerstört hatten, gingen nun wieder auf. Wir waren in der ersten Klasse rund 50 Schüler/innen unterschiedlichen Alters, sogar einige Erwachsene waren in meiner Klasse. Ich war ein sehr guter Schüler, besonders in Mathematik und Physik. Damit ich auch zur Sekundarschule konnte, die weit von zuhause entfernt war, baute ich zusammen mit meinen Eltern eine Hütte aus Holz und Palmblättern bei der Schule. Dort lebte ich auf mich alleine gestellt. Ich war damals 14 Jahre alt. Meine Mahlzeiten waren spärlich: Reis, Eier, Fisch, den ich selber fing. Um ein bisschen Geld zu verdienen, habe ich in einem nahen Restaurant das Geschirr abgewaschen. Mein Leben war nicht einfach. In den kalten Nächten fühlte ich mich allein und habe geweint, liess meine Eltern aber nie etwas davon wissen.
Später entschloss ich mich, Sekundarschul-Lehrer zu werden. Meine Ausbildung dauerte zwei Jahre. Zusätzlich zur Lehrer-Ausbildung habe ich einen Englischkurs besucht sowie einen halbjährigen Kurs in Fahrzeug- und Motorrad-Reparatur. Denn ich wusste, dass das Überleben als Lehrer nicht einfach sein würde. Als ich als Mathematik-Lehrer in einer Sekundarschule zu arbeiten begann, verdiente ich 65$ im Monat. Ich lebte im Tempel bei den Mönchen. Um zu überleben, reparierte ich Motorräder und erteilte den Mönchen Englisch-Unterricht, wofür ich kostenlose Mahlzeiten erhielt.
Ich fuhr fort, berufsbegleitend Englisch zu lernen und erwarb einen Bachelor einer privaten Universität aus Phnom Penh. Damit konnte ich 2007 eine einjährige staatliche Ausbildung zum Englischlehrer anfangen – ich war der einzige Lehrer in dieser Ausbildung aus der ganzen Provinz Kampong Chhnang. Nachher unterrichtete ich wieder, nun im Fach Englisch und zu einem Lohn von 100$. Als ich 2009 heiraten wollte, musste ich mir über meine berufliche Zukunft Gedanken machen, denn mein Lohn reichte nicht, um eine Familie zu ernähren. Ich erfuhr von einer Stelle bei einem Hilfswerk – so bin ich in der Hilfswerk-Branche gelandet. Ich bin sehr zufrieden, dass ich seit 2012 mit dem Hilfswerk SOFDEC zur Verbesserung der Bildungssituation in der Provinz Kampong Chhnang beitragen kann, wo ich aufgewachsen bin und wo schon mein Vater als Lehrer tätig war.»
Piseth Moth, Projektleiter beim Hilfswerk Sofdec, Kampong Chhnang, Kambodscha
(siehe auch: Projekt Vieng Vey, Projekt Tepkosal)