Zum 30-Jahre-Jubiläum (Jahr 2011) gibt CO-OPERAID im Bulletin 3/11 einen Überblick über die wichtigsten Hilfsprojekte und ihre Leistungen in den Projektländern in Arika und Asien und blickt mit den Beiträgen dreier Präsident/innen auf die Vereinsgeschichte in der Schweiz zurück.
Liliane Waldner, Präsidentin 2004-2012
«Die Arbeit des Vorstandes steht im Jubiläumsjahr 2011 im Zeichen der nachhaltigen Sicherung von CO-OPERAID für die Zukunft. Im Grunde genommen haben diese Bemühungen schon vor vielen Jahren begonnen. Mitte der 90er-Jahre sprach mich Rao Satapati an der Tramhaltestelle an, wo wir uns jeweils am Morgen auf dem Weg zur Arbeit sahen. Er hatte aus den Medien von meinem Bezug zu Uganda erfahren. So kam ich mit CO-OPERAID in Kontakt. CO-OPERAID erlangte in dieser Zeit die ZEWO-Anerkennung. Eine der Bedingungen war der Wechsel von Einzel- zu Projektpatenschaften. Das ZEWO-Gütesiegel ist eine Voraussetzung, um Beiträge der öffentlichen Hand sowie bedeutender Stiftungen beantragen zu können.
Ende der 90er-Jahre konnte CO-OPERAID denn auch das erste grosse Projekt starten, das durch Beiträge der DEZA sowie von Kantonen und Gemeinden mitfinanziert wurde: das Zollikon Vocational Training Centre in Uganda. Die Berufsschule in Uganda wurde von Pfadfindern initiiert. Eine wichtige Rolle spielte der aus Zollikon stammende Alt-Pfadfinder Hans Diener, der für die Finanzierung der ersten Schritte Zolliker Alt-Pfadfinder sowie die reformierte Kirchgemeinde Zollikon gewinnen konnte. Dieser Hintergrund gab der aus einer Schreinerwerkstatt entwickelten Berufsschule den Namen Zollikon. Diesem erfolgreichen Projekt, das heute staatlich anerkannte Berufsabschlüsse in verschiedenen Berufen ermöglicht, folgten weitere Grossprojekte.
Die zukünftige nachhaltige Absicherung von CO-OPERAID ist eine Herausforderung. Als kleines Hilfswerk muss CO-OPERAID so effizient und professionell geführt werden, dass die Ansprüche an das immer dichter werdende Regelwerk von zum Beispiel der DEZA oder ZEWO erfüllt sind. Es müssen genügend Mittel akquiriert werden – wobei der Aufwand gerade bei den Privatspenden steigt. Dazu müssen anspruchsvolle nachhaltige Ziele innerhalb der Projekte erreicht werden. Dies alles unter der Voraussetzung niedrig bleibender Eigenkosten. Längerfristig erachtet es der Vorstand als Vorteil, wenn CO-OPERAID eine optimale Grösse erreichen könnte, um diese Aufgaben zu bewältigen. Hier wird es einige Anstrengungen in der Zukunft brauchen. Sie sind es wert, wenn dabei mehr Kindern und Jugendlichen eine Chance zu einem selbstbestimmten Leben dank Bildung geboten werden kann!»
Cyril Richtie, Präsident von Inter Aid Schweiz 1990-1996, Präsident Inter Aid International (IAI)
«IAI mit Hauptsitz in den USA hatte schon aktive Fundraising-Partner in Australien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Holland, Kanada, Neuseeland und Grossbritannien. Ein Land wie die Schweiz mit seiner langen und tiefen humanitären Erfahrung in die Fundraising-Familie aufzunehmen, war ein logischer Wunsch. IAI führte Bildungsprojekte für Kinder in sechs Ländern durch: Honduras, Kenia, Uganda, Kongo (damals Zaire), Philippinen und Thailand. In einigen Projekten gab es auch Einkommensförderung, Programme zur Wiederansiedlung von Flüchtlingen, Förderung der Selbsthilfe für Frauen, medizinische Hilfe und Aktivitäten der Gemeinde-Entwicklung.
Als Inter Aid Schweiz zu CO-OPERAID wurde, war das kein Zeichen einer Neuorientierung bezüglich der Art der Hilfsleistungen. Projekte wie die oben genannten blieben im Zentrum der Arbeit. Die Änderung der Struktur und des Namens sollte vielmehr eine Emanzipation von IAI bringen und es der nun unabhängigen, schweizerischen Organisation ermöglichen, erweitert mit schweizerischen Regierungsstellen, öffentlichen Körperschaften und NGOs zusammen zu arbeiten.
Ich gratuliere CO-OPERAID herzlich zum Erfolg auf diesem Gebiet – der Zewo-Anerkennung, der Zusammenarbeit mit der Deza oder mit dem Kanton Zürich. Der Erfolg wurde einerseits durch die engagierte Führungsarbeit eines freiwilligen Vorstands möglich (schon der IAI-Vorstand, inklusive der Präsidenten, bestand aus unbezahlten Freiwilligen) und ist anderseits den Leistungen der Mitarbeiter/innen der Geschäftsstelle, unter ihnen ebenfalls Freiwillige, zu verdanken. Während der Zeit meiner Präsidentschaft haben Mitarbeiter wie David Mayer und Ruedi Müller unauffällige, aber aussergewöhnliche Arbeit geleistet. Und selbstverständlich glaube ich, CO-OPERAID einen guten Dienst erwiesen zu haben, als ich den ersten Vertrag von Rao Satapati unterschrieb!
In meiner letzten Botschaft als Präsident von Inter Aid Schweiz hatte ich Mitglieder, Spender/innen und Freunde aufgerufen, weiterhin Hilfe für die Bedürftigsten zu leisten und deren Anstrengungen zu unterstützen, um die ökonomischen und sozialen Bedingungen zu verändern. Die Bestrebungen der Millenniumsziele zeigen, wie nötig das immer noch ist. Mein heutiger Aufruf ist darum identisch: am 30-Jahre-Jubiläum bitte ich Sie alle, das Fundament, die Arbeitsweise und die Wirkung von CO-OPERAID zu stärken!»
Dr. Maud Lebert, Präsidentin 1996-2004
«Die ersten Jahre nach meiner Wahl zur Vize- Präsidentin von Inter Aid Schweiz 1994 waren – nicht zuletzt durch meine Initiativen – ziemlich turbulent. Als erstes fand eine ‹Verschweizerung› der ‹amerikanischen Filiale› statt. Die Abnabelung von der amerikanischen Mutter-Organisation Inter Aid International (IAI) fand nicht ohne Grabenkämpfe statt. Damit war auch die Zusammenarbeit mit den anderen nationalen Filialen beendet. Im zweiten Schritt bekam die nun völlig schweizerische Organisation den neuen Namen CO-OPERAID und ein neues Logo.
Sodann wurden die bestehenden Projekte der ehemaligen Mutter-Organisation überdacht und weiterentwickelt. Durch die Emanzipation waren die für die Durchführung der Projekte zuständigen Field-Manager weggefallen. Der zur Zeit meiner Vize-Präsidentschaft gewählte neue Manager, Dr. Rao Satapati, musste nun die Organisation der Projekte vor Ort alleine zustande bringen. In dieser Zeit wurden viele Ansätze zu heutigen, bestehenden Projekten gelegt. Unter IAI konnten die Kinder nur die Grundschule absolvieren. CO-OPERAID hat ihnen die Möglichkeit einer höheren Schulbildung sowie einer handwerklichen Berufs-Ausbildung gegeben. Da die meisten Kinder von weit her zu Fuss in die Schule kommen mussten und da ihre Eltern zu arm waren, um ihnen Essen mitzugeben, wurde ein gratis Mittagessen eingeführt. Dies auch mit dem Gedanken, dadurch zum Schulbesuch motivieren zu können. Kostenlose medizinische Kontrollen und Medikamenten-Abgaben wurden ebenfalls eingeführt. In Slums ein aussergewöhnliches Angebot, das intensiv genutzt wurde. Ein Erfolg dieses Einsatzes war die ZEWO-Anerkennung.
Obwohl das Hauptthema die Schulbildung blieb, entwickelte sich im Verlauf der Zeit ein soziales Netz, welches die Kinder in ihrem Leben unterstützte. Kriegswaisen wurden in Familien untergebracht, Aidswaisen in Dorfgemeinschaften von Frauen unterstützt, es gab ‹Sonderklassen› für behinderte Kinder. Mütter bekamen Kleinkredite, womit sie für sich und ihre Familie den Lebensunterhalt sichern konnten. Nur durch eine gesicherte Lebenssituation können Kinder sich frei entwickeln. Diese Möglichkeiten hat CO-OPERAID geschaffen. Es ist ein Privileg, dass ich zu diesem Erfolg beitragen konnte.»