Martin Lutz aus Gebertingen (SG), Schulleiter und Lehrer, arbeitete im Januar 2011 im CO-OPERAID-Projekt Upasshak in Bangladesch an einer Dokumentation. In loser Folge berichtete er von seinem Einsatz.
17. Januar
Wir machten heute einen weiteren Evaluationsbesuch in Kramati Para. Das ist 12 km entfernt an derselben Strecke nach Tanchi (einzige Strasse in den Süden, alles entlang der Krete). Es war wieder herzlich, die Kinder wollten kaum aufhören, Tänze etc. aufzuführen. In einem grossen Haus hatten wir ein über stündiges Treffen mit den Eltern des Dorfes – es war äusserst informativ. Die armen Leute mussten vor 4 Jahren ihr Dorf «zügeln», weil die Armee an der Stelle des Dorfes ein Trainingscamp einrichtete. Es sind zwar Entschädigungen geflossen, jedoch in keiner Weise kostendeckend. Wiederum gab's feines Essen (von Hand und am Boden).
Heute habe ich das Design des Evaluationsberichtes erarbeitet. Es entspricht der Berichterstattung von Schulen im Kanton Zürich, welche die Bildungsdirektion vornimmt. Letztes Jahr wurde meine Schule in Dürnten evaluiert. Daher ist mir die Berichterstattung bekannt.
11. Januar
«Heute haben wir planmässig die erste Schule in Suwalak (Mrolong Para) besucht. Wir sind rund 11 km über Hügel und Taleinschnitte mit dem Nissan Patrol gefahren. Es war dunstig, fast mystisch. Der Empfang war voller Farben und die Ältesten sowie das Schulkomitee haben im Sonnenschein musiziert mit ihren speziellen Flöten.
Dann konnte ich mit dem Schulkomitee, mit Eltern und den Lehrpersonen (ein Mann und eine Frau) sprechen. Meine drei Begleiter haben übersetzt. Diese Schule hat Kinder aus drei Dörfern und ist durch das Hinzukommen eines Kindergarten-Jahrganges von 38 auf 75 Kinder angewachsen. Moung Moung, Abraham und Amar haben die Kinder beider Klassen Verschiedenstes aus Englisch und Mathematik abgefragt und die Kinder haben gesungen und Reime vorgetragen.
Moung Moung möchte ein drittes Schulzimmer einrichten oder im entlegensten, aber sehr belebten Dorf Bashanta Para eine eigene Schule gründen. Jene Kinder haben 40 Minuten Schulweg, steil hinauf. Jetzt werden sie, sobald die neuen Bengal-Lehrmittel (gegen Ende Januar) kommen, in zwei Schichten unterrichtet: eine Abteilung von 8-12 Uhr, die andere von 13-17 Uhr. Das ist sicher eine gute Übergangslösung.
Anschliessend haben wir zu viert die drei Dörfer Mrolong Para, Sashanta Para und Noya Para besucht. Im ersten Dorf konnte ich die neuen Sanitäreinrichtungen der Familien und die Reisbank sehen. Die Reisbank ist eine ausgezeichnete Institution, damit sich die Familien nicht verschulden und Wucherzinse bezahlen müssen.
Ich konnte sehr viel über die Lebensumstände und die Entwicklung in den Dörfern erfahren. Bei alledem sind ausgezeichnete Fotos und kleine Videos entstanden, die ich mitbringen werde.
Moung Moung hat mich gebeten, in der dritten Woche anlässlich des Staff-Trainings einen Speech zu halten. Ich habe zugesagt und ihn gleichzeitig gebeten, die Lehrpersonen zuvor zu fragen, welche Themen sie interessieren. Ich möchte thematisch und inhaltlich an die lokalen Verhältnisse anschliessen und nicht Sachen dozieren, die weit ab von der hiesigen Realität sind. - Darauf freue ich mich schon.»
Martin Lutz